Wir über uns

Traditionell  erdacht, zeitgemäß  gemacht: Gesangverein 1883 Garitz

 

Die Gründungswelle von Männergesangvereinen in Deutschland begann nach dem  geschichtsträchtigen Jahr 1848. Dabei ist der „unbegleitete Liedvortrag“ eine der Wertschöpfungen der Romantik. Dazu gehörte auch die Entdeckung des Vereinslebens als neue Form der Geselligkeit für Männer jeden Standes. Zur Zeit der Gründung des Gesangvereins, im Jahr 1883, war Garitz noch ein kleines Dorf. Die geschichtlichen Umstände führten dazu, dass  damals Vereinsgründungen von der Obrigkeit kritisch beobachtet wurden. Weshalb die Vorstandschaft das Gründungsprotokoll zusammen mit einem Entwurf der Vereinsstatuten dem Bürgermeister von Garitz übergeben musste, damit dieser doch die ortspolizeiliche Genehmigung erwirken möge. Die distriktpolizeiliche Erlaubnis und das königliche Bezirksamt waren die weiteren Hürden für die Genehmigung. Schließlich dann, am 9. Dezember 1883, konnten die bewilligten Genehmigungen die Geburt des Gesangvereins ermöglichen. Der Geburtsort, um bei dem Bild zu verweilen, war das Gasthaus „Zur Krone“ zu Garitz. Es blieb bis 2010 ohne Unterbrechung, das Vereinslokal! Aber dies war damals noch nicht genug der kontrollierenden Amtsschimmelei: Über jeden Neuzugang des Gesangvereins wurde über die „Ballotage“ abgestimmt. Die Stimmberechtigten wählten über rote bzw. schwarze Kugeln geheim ab. Rot war gleich „Ja“, Schwarz gleich einem „Nein“. Eine Stimmenthaltung war nicht erlaubt.

                                                  

 

Wahlurnen für "Ballotage"

Zweimal pro Woche wurde die Chorprobe, damals noch Singstunde genannt, angesetzt. Wer wiederholt  unentschuldigt nicht zur Probe kam, musste 10 Pfennige Strafe bezahlen!

Ein Vereinsabzeichen trugen die Mitglieder stolz ab dem Jahre 1892. Die erste Fahnenweihe, zu jener Zeit ein Großereignis, fand 1906 statt. Der 1. Weltkrieg lähmte das Gesangs- und Vereinsleben total. Aber sehr schnell, nämlich bereits  1919, griffen die Sänger die regelmäßigen Chorproben wieder auf. Allerdings nur bis 1933. Die Partei und der Staat nahmen die bis dahin freien Bürger in ihre Dienste. Das bedeutete wieder mal  ein Ende des geselligen und musischen Vereinslebens.

Erst eine Wiedergründungsversammlung am 7. April 1948 (die Jahreszahl  „48“– ein Ohmen?), belebte den „Gesangverein 1883 Garitz“ aufs neue.  Die Gestaltung des Vereinslebens und die Auswahl der Chorliteratur von guten Chorleitern hatte ein rasches  Wachstum der Mitglieder zur Folge. Seit Anbeginn haben vier Generationen von Männern unterschiedlichste Feste und Konzerte mitgestaltet.  Ursprünglich einmal gedacht als Chor für die Gemeinde Garitz, bot dieser Chor  viele Jahre anspruchsvolle Programme über die Ortsgrenze hinweg an.

1965 gründete man auch einen Jugendchor und 1971 dazu noch einen Kinderchor. Leider waren Ausdauer und Begeisterung bei den jungen Sängern nicht anhaltend. Im Nachhinein kann man sich heute  vorstellen, dass Rock und Pop der 60er bis 80er Jahre  eine starke  Ablenkung vom Chorgesang für die Jugendlichen bedeuteten. 1982 wurden beide Chöre aufgelöst. Seit 1978 ist Georg Riedmann 1. Vorsitzender dieses Gesangvereins. Auf sein Bestreben wurde 1979 der Frauenchor gegründet.  Dies bedurfte einer gewichtigen  Satzungsänderung. Diese  ermöglichte am 12. Februar 1979 die Gründung des Frauenchors. Wenn man den geschichtlichen Anlass  für die Gründung der Männerchöre im 19. Jahrhundert bedenkt, so ist dieser Schritt ist bei einem erfolgreichen Männerchor  bis heute nicht unbedingt alltäglich. Bereits nach wenigen Monaten intensiver Proben konnten die Frauen mit ihren einstudierten Liedern öffentlich in Garitz auftreten. Es entwickelte sich bald ein stabiler Frauenchor mit aktuell 30 Sängerinnen in vier Stimmlagen. Heute ist  der Gesangverein ohne die drei Formationen Männer - Frauen - und gemischter Chor gar nicht mehr vorstellbar. Seit 13 Jahren leitet und führt Chorleiterin Andrea Metzler die Chöre sehr erfolgreich. Ihr Credo: Wenn die Chorliteratur die Sängerinnen und Sänger begeistert, ist  es jedes Üben wert, um sie entsprechend dar zu bieten. Die Auswahl beginnt etwa  beim Frühbarock, geht hinüber zur Operettenmusik und Opernchören, streift Kirchenmusik zu bestimmten Anlässen, wandert zu Volksliedern unterschiedlicher Länder und Zeiten und macht natürlich nicht Halt vor “ Ohrwürmern“ verschiedener Kategorien.

 Regelmäßige Auftritte in der Musikmuschel der Wandelhalle Bad Kissingens  krönen jährlich die vielseitigen Auftritte der gesamt über sechzig Frauen und Männer. Der Leser mag sich fragen, wie es kommt, dass Chöre ein so langes, erfolgreiches Bestehen vorweisen. Die Forschung bestätigt heute nur das, was jeder Sänger aus persönlicher  Erfahrung weiß: Das gemeinsame Singen belebt, macht freudig, lebensfroh. Das tiefe Atmen sorgt insgesamt  für belebenden Sauerstoff. Lieder und Texte zu üben, macht das Gedächtnis geschmeidig. Das gemeinsame Singerlebnis verbindet und erfreut bei jeder Probe wieder. Im Chor zu singen bedeutet gemeinsames Singen. Keine Einzelstimme tut sich besonders hervor. Es gibt kein Vorsingen, wenn man frisch dazu stößt. Chorleiter wissen, in welche Stimmlage eine neue Stimme eingefügt wird. Übrigens:  Inzwischen finden die Proben im „Alten Gemeindehaus“ im 1. Stock, Jahnstraße 11 statt.

Im Jahr 2007, ein Jahr bevor es das 125jährige Bestehen des Gesangvereins zu feiern  gab, geschah abermals etwas recht ungewöhnliches: Anstelle eine rauschende Jubiläumsfeier mit einem fremden musikalischen Ensemble zu planen, beschloss der Vorstand, sich einen neuen, zusätzlichen Chor zu schenken. Dieser wurde als Projektchor initiiert. Der Name: „Chor InTakt“. Für die Leitung im ersten Jahr, konnte Jörg Wöltje gewonnen werden. Den ersten Auftritt bestritt „ InTakt“ sodann im Jubiläumsjahr  am 12. April 2008, anlässlich des Festkonzerts mit dem Motto: Lass doch der Jugend ihren Lauf…

Heute präsentieren sich die  40 Sängerinnen und Sänger mit moderner Chorliteratur unter der fachkundigen Leitung von Stefan Ammersbach. Der Schwerpunkt liegt in rhythmisch anspruchsvollen Stücken mit ausdrucksstarken Melodien und ansprechenden Texten. Mal humorvoll, mal nachdenklich, aber immer mit viel positiver Energie vorgetragen, damit das Publikum spürt, wie viel Freude es machen kann, in einem Chor mitzusingen.

Auch in 2015 bietet das Frühlingskonzert in der Wandelhalle am 10. Mai einen der Höhepunkte des Chorgesangs. Auf unserer Internetseite, immer aktuell und unterhaltsam,  kann jeder Interessierte sehen, lesen und hören, wie es bei uns zugeht. Klicken sie sich hinein in unser Chorgeschehen! www.gv-1883-garitz.jimdo.com

Männer proben am Montag ab 19:30 h, Frauen am Mittwoch ab 19:30 h, Chor InTakt probt am Donnerstag ab 19:30

 

 

Viel hat sich ereignet in den jetzt 132 Jahren des Bestehens dieser Chorgemeinschaft und viel hat sich verändert in der Präsentation des  Liedguts. Ähnlich blieb aber der Gedanke der gemeinsamen Geselligkeit.  Schnell gehört der oder die „Neue“ zur Gemeinschaft. Und über das Jahr hinweg gibt es etliche Unternehmungen, die jeden der will, einbinden. Sei es nach den Probenstunden oder zu den verschiedensten Kreationen der Freizeitgestaltung. Gründe zum kurzweiligen Zusammensein unterm Jahr findet dieser Chor immer wieder!  Wenn Lust und Laune geweckt wurden, dann hier noch die persönliche Kontaktadresse des 1. Vorstandes Manfred Simon: Telefon:  0971 63612 oder Mail: manfred.simon@gmx.de

Auszug aus der Vereinschronik,

Buch: „Garitz, ein Heimatbuch“,

Beitrag über Gesangverein 1883 Garitz: Georg Riedmann

Text: Regina Bolgen - ehemaliges Chormitglied

 

Chor InTakt 2015

Gemischter Chor in der Wandelhalle 2014

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